Silber, Feuer, Handwerk:
Shownotes
Wundold auf Facebook📍 Ort: Villa Rustica, Hechingen-Stein 🛠️ Gast: Wunold – Handwerker, Künstler, Living-History-Darsteller 🎧 Podcast: Salvete – Römische Geschichte erleben 💡 Extra-Tipp: Besucht die Werkstatt von Wunold bei unserem Event: "Römer im Schein der Fackeln" https://www.roemischesfreilichtmuseum.de/
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Silber, Feuer, Handwerk: Wunold und die vergessene Kunst des Tauschierens
Ein vollständiges Transkript der Podcast-Episode mit Wunold, aufgenommen im Römischen Freilichtmuseum Hechingen-Stein.
Transkript
Unbenannt - 17. September 202500:00:00 Speaker: Ich jetzt einfach mal kurz vorstellst. Die Anmoderation mache ich dann im Studio. Also mein Name ist der Hunold. Ich bin germanisch römischer Darsteller hier im Kontext auf dem Gelände der Villa Rustica in Hechingenstein. Ich gehöre zur Sippe, zur Sippe aus dem Allgäu, bin aber selber wohnhaft im Raum Tuttlingen. Und was machst du hier in der Villa? Oder halt Was ist deine Aufgabe? Was ist deine Rolle bei dir, bei deiner Darstellung? Also ich verstehe mich hier als Handwerker und Künstler. Ich rüste viele meiner Kameraden und Kollegen aus der Szene aus. Vieles mit Arbeiten im Bronzegussverfahren, Lederarbeiten, Stahlschmieden. Und meine Königsdisziplin ist das Silberdraht Tauschieren. Aber jetzt machst du hier Ziselieren, oder? Das ist dieser Silbertausch hier. Arbeit. Ah, okay. Das heißt? Das heißt also, diese Technik, die kommt schon. Ist schon in der Bronzezeit bekannt. Heißt ursprünglich, dass ich ein edles Metall in ein unedles Metall einlege. Und das fängt an in der Bronzezeit, dass zum Beispiel Speere mit Golddrähten verziert worden sind, die ins Metall eingeschlagen worden sind. Das Ganze hat dann in der römischen Zeit im zweite Jahrhundert eine Blüte getragen, ist dann aber wieder ziemlich verloren gegangen. Diese Technik und wurde erst wieder zurzeit der Franken, also unter fränkischem Einfluss dann auch wieder in die Alemannia hineingetragen und hat dort hier seinen Höhepunkt etwa vom fünfte Jahrhundert bis ins neunte Jahrhundert hinein gehabt. War das jetzt keine der Techniken, die sich die Römer angeeignet haben von ihrer Nachbarvölker? Meistens ist es ja so, dass es natürlich auch eine Genese gibt, eine Wissensgenese. Das heißt, wir können jetzt hier nicht von einer Aneignung im Sinne von einem Diebstahl oder ähnlichem sprechen, sondern natürlich von einem Austausch. Und natürlich haben auch die Römer. Durch ihre Expansion sind natürlich auch verschiedenste Völker bei den Römern aufgegangen, die natürlich auch wiederum ihre Stile, ihre Kunstfertigkeiten und auch ihre Techniken mitgebracht haben. Aber wo das jetzt genau ursprünglich herstammt oder von welchem Volk die, das können wir heute nicht mehr sagen. Du hast jetzt hier auf deinem Tisch verschiedene Dinge. Kannst du dir mal kurz erklären, was du jetzt hier, so was du hier machst? Das ist eine Gürtelschnalle. Was? Das hier auf diesem Ich weiß es nicht, wie man dazu sagt macht. Was ist das? Also, ich habe es. Da ist. Also, ich habe jetzt hier meine Werkbank. Was wir jetzt sehen, ist im Prinzip ein modernes Hilfsmittel. Was ich hier habe. Eine sogenannte Kittkugel. Das heißt, das ist eine halbkugelförmige Schale aus Eisen, die, die wiederum auf einem Kissen drauf steht, damit sie stabil steht. Und diese ist gefüllt mit einem sogenannten Typekit. Das ist eine Mischung aus Harz und Lehm, also gebranntem Ton. In dem Fall, und das hat den Vorteil, wenn ich dieses heiß mache, dann ist dieses wie Wässern weich und dann kann ich mein Werkstück in diesen Kit einlegen. Und wenn der Kit kalt wird, dann hebt dieser Kit wiederum mein Werkstück fest. Das heißt, ich brauche keinen Schraubstock oder eine Schraubzwinge, um das ganze Ding jetzt festzuhalten. Ja. Und wieso machst du das? Das mache ich jetzt hier. In dem Fall habe ich jetzt hier eine Eisenplatte. Das gibt dann nachher den Gegenbeschlag von diesem Gürtel. Bzw. Der ist dann am Gürtel Rahmen am sogenannten Gürtel Rahmen dran. Und ich tue jetzt hier diesen Metallbeschlag tue ich jetzt im Prinzip tauschieren, das heißt, ich habe hier verschiedene Werkzeuge, verschiedene Meißel, verschiedene Punzen in verschiedenen Formen, gerade geschwungen, halbkreisförmig oder auch dreieckig oder ums Eck gebogen. Dreißig Grad Winkel. Mit Ihnen schlage ich jetzt hier in dieses Grundmetall eine Kerbe ein. Diese Kerbe ist etwa einen halben Millimeter tief, und in diese Kerbe lege ich dann einen Silberdraht ein. Dieser Silberdraht. Danach schlage ich die Kerbe dann wieder zu, indem ich wiederum mit einem flachen Meißel wiederum auf diese Kerbe draufschlage. Wurde der Silberdraht drin liegt. Dadurch wird das Metall wieder zusammengebogen und hält den Silberdraht dann fest. Ganz am Ende, wenn ich die ganzen Verzierungen dann fertig habe auf dem Werkstück, wird dieses nochmal abgeschliffen und dann natürlich noch feinst bearbeitet bis zum Silberglanz hochpoliert. Okay. Benutzt du für diese Verfahren jetzt moderne Verfahren oder die klassischen Verfahren? Nein, es ist wirklich ein reines, reines Handwerk. Das heißt, ich benutze hierfür keine Maschinen. Ich benutze, wenn ich jetzt zu Hause bin, kleinste Hilfsmittel, wie jetzt zum Beispiel diese moderne Kittkugel. Früher hat man dafür andere Werkstücke benutzt bzw auch andere Materialien zum Festhalten. Zu Hause benutze ich natürlich auch eine Lupe und künstliches Licht. Dann kann ich natürlich auch abends arbeiten, weil dieses Handwerk. Dafür braucht man natürlich auch sehr, sehr gute Augen, weil es eine sehr, sehr feine Arbeit ist. Aber wir haben ja jetzt hier so eine sehr schöne Gürtelschnalle, die auch hochglanz poliert ist. Wie kriegst du das zu so einem Glanz mit klassischen Möglichkeiten Mittel? Also es gibt natürlich auch Schleifmittel, die wir schon früher hatten. Natürlich jetzt nicht im gebundenen Verfahren wie jetzt zum Beispiel auf dem Schleifpapier. Aber was ist Schleifpapier? Ist im Prinzip auch nur Sand, der auf einem Papier draufgeklebt ist. Im Prinzip war das früher nichts anderes. Wir haben auch Sand benutzt. Wir hatten Sandstein auch natürlich in verschiedenen Körnungen. Und dieses Hochglanz polieren, das ist auch möglich, zum Beispiel mit Stoff und Schachtelhalm. Okay, du machst aber auch noch andere Dinge. Ich habe jetzt auf Facebook gesehen und auch da auf einem anderen Tisch. Da liegt jetzt ein Gürtel. Oder ist es ein. Was ist das? Was wir jetzt hier sehen, ist ein sogenannter Baldoys mit einer Fahrlehrerein Baldoys mit Fahrlehrer ist im Prinzip ein römischer Schwertgurt aus dem dritte Jahrhundert. Dieser wurde im Prinzip über der Schulter getragen. Ist ein Riemen. Der ist etwa zwei Meter lang, etwa acht Zentimeter breit. In dem Fall jetzt schön bestickt und nach einem Vorbild aus einem Opfermoor aus wie Mose. Das ist in Norddeutschland dieses Opfermoor. Da gab es wohl irgendwann mal eine Schlacht zwischen Germanen und Römern im dritte Jahrhundert, wo dann die Römer besiegt worden sind. Oder jedenfalls gab es römische Opfer. Und diesen Baldeus, diesen Schwertgurt, der wurde dann im Opfermoor versenkt, als Opfergabe für die Götter und durch die durch die Konservierung im Moor ist diese auch komplett erhalten geblieben. Also mit der das komplette Leder ist erhalten geblieben und auch die Stickerei ist erhalten geblieben. Deshalb können wir heute sagen, wie wirklich so ein Schwertgurt komplett ausgesehen hat. Der Schwertgurt, der besteht ja nicht nur aus Metall, das heißt der besteht auch aus Leder. Das heißt, du machst auch die Lederbearbeitung selbst und die Stickmuster. Ja, in dem Fall ist es wirklich. Ich biete gerne. Also aus meiner Sicht, ich sage immer, ich bin ein ArtIfex cum diverses Material. Das heißt, ich arbeite mit allen Materialien. Es ist immer so, dass natürlich ein Werkstück oder ein ein Ausrüstungsstück unserer unserer Darstellung eben nicht nur aus einem Material besteht. Das heißt, entweder muss sich derjenige, der dann seine Ausrüstung aufbaut, muss dann entweder die Stücke einzeln beim Schmied zusammenkaufen, den Stoff irgendwo kaufen, das Leder irgendwo kaufen, das Garn irgendwo kaufen, sein Schwert irgendwo kaufen und das Ganze dann selber zusammenbauen, selber zusammentragen Tragen. Und in dem Fall biete ich einen kompletten Service an, dass ich sage Ich tue. Ich baue dir einen kompletten Schwertgurt, also samt Fahrlehrer. Das ist eine Bronzescheibe, eine Zierscheibe, die ich dann mache, komplett bestickte ledergürtel Garnitur, so dass der Kunde dann selber nicht mehr viel Arbeit damit hat. Fahrlehrer, Die ist aus Bronze. Hast du die dann auch gegossen? In dem Fall die Verlierer. Ist in dem Fall eine Treibarbeit, also sprich aus einem Blech getrieben und ist dann auf der Rückseite ist dann noch ein sogenannter Bügel angeschlossen, wo dann im Prinzip der Schwertgurt mit verknotet werden kann. Das ist im Prinzip mehr oder minder eine eine große Brosche oder ein großer Knopf. Okay, jetzt haben wir Guss, jetzt haben wir Leder, jetzt haben wir treiben bzw dann die Einlegesichte. Was jetzt noch fehlt. Worauf ich hinaus wollte ist der Guss. Was machst du dann noch im Guss? Also sind das die Sachen, die auf dem anderen Tisch sind? Zum Beispiel die Schnalle, oder was ich von dem jetzt gegossen. Wir sehen, wir haben jetzt hier verschiedenste Werkstücke, die wir hier sehen. Wir haben jetzt Propeller, Beschläge, typische Spätantike aus dem vierte Jahrhundert. Wir sehen hier eine Gürtelschnalle. Wir sehen Nadeln. Wir sehen eine Scheibenfibel aus dem sechste Jahrhundert. Wir sehen hier noch ein Bronzemesser und auch noch Bronzeohrringe. Die Werkstücke werden in verschiedensten Verfahren hergestellt. Ein zentrales Urformverfahren ist dabei hier tatsächlich der Guss. Das heißt, ich gebe einem Werkstück im Prinzip in. Hierzu gibt es natürlich mehrere Verfahren, dass ich jetzt entweder, wenn wir jetzt hier die die ursprüngliche Variante anwenden, heißt das, dass das der Bronzeschmied bzw der Bronzegießer erst mal ein Modell aus Wachs hergestellt hat. Dieses Wachsmodell ist dann in einer Lehmform verbaut worden, sprich dieses Wachs ist dann mit Lehm eingestrichen worden und dann noch mit verschiedenen Materialien, wie zum Beispiel auch Pferdemist, wurde dieser Lehm aufgeraut bzw schamottiert und danach, wenn die Form dann trocken war, wurde das Wachs, also die eigentliche Form, wieder aus dieser Lehm Form herausgeschmolzen. Wenn dann die Form gebrannt worden ist, konnte der Bronzegießer das Material dann in den so entstandenen entstandenen Hohlraum wieder reingießen und hatte das im Prinzip dann wieder ein. Ein Modell von dem vorherigen Wachsmodell, was aber danach folgt natürlich noch die Nachbearbeitung. Das war dann wahrscheinlich sehr grob im Verhältnis zu Gussform, oder nicht? Nein, im Gegenteil. Mit mit dem richtigen Gießverfahren, dem richtigen Leben und mit der entsprechenden Erfahrung kann ich auch sehr, sehr feine Oberflächen und Ornamente erschaffen, die ich wiederum im Sandgussverfahren wiederum nicht hinkriege. Wenn ich jetzt ein Sandgussverfahren arbeite das mache ich selber natürlich in modernen Verfahren zu Hause in meiner Werkstatt, dann habe ich zum Beispiel nicht die Möglichkeit, Hinterschneidungen herzustellen. Das habe ich tatsächlich nur im Gussverfahren oder Lost Wax Casting, also mit verlorener Form. Also das sind beides Vorgänge, also moderne wie auch das alte mit verlorener Form. Die Form kann man dann auch nicht mehr wiederverwenden für weitere Sachen. Die Form ist grundsätzlich verloren. Also egal ob es jetzt eine Sandform oder eine Lehmform ist, eine Sandform kann ich halt noch mal bauen. Der Unterschied ist, wenn ich jetzt das ursprüngliche Verfahren des Wachsausschmelzverfahren habe, dann habe ich Natürlich ist mein Grundmodell, was ich vorher erstellt habe, dieses Wachsmodell, was ich ja dann abformen will, das ist natürlich dann auch verloren. Das heißt, ich habe nicht nur die Form verloren, sondern auch mein Originalmodell ist verloren. Das heißt mehrfach. Also es ist jedes Mal ein Unikat, wenn du was machst, was herrscht. Das kann man dann nicht nochmal herstellen in diesem Verfahren. Ja, dann habe ich wirklich nur ein Unikat. Was ist so dein Lieblingsbetätigungsfeld? sBetätigungsfeld. Was von dem allen machst du eigentlich am liebsten? Was macht dir am meisten Spaß? Das größte Highlight ist tatsächlich der Moment, wenn ich die Bronzeschmelze bei etwa etwas über ein tausend Grad natürlich aus dem Ofen nehme und diesen rotglühenden Bach in meine Form einfühle. Das ist für mich das größte Highlight an meinem ganzen Handwerk. Und wie viel? Wie oft funktioniert es nicht? Passiert es auch noch? Natürlich, es gibt oftmals das jetzt die Kanäle, Luftkanäle oder die Luft nicht richtig entweichen kann. Ich sage mal, ich habe vielleicht einen Ausschuss von etwa zehn Prozent, wo ich dann noch mal neu gießen muss. Und dann muss ich schon wieder von vorne anfangen. Oder gibt es irgendwelche Zwischenschritte, wo du drauf zugreifen kannst? Nein. Dann muss ich tatsächlich wieder komplett von vorne anfangen. Dann muss ich die Form komplett neu bauen, wieder das Wachs neu bzw die Bronze neu erschmelzen. Das heißt, wenn ich dann vorher schon ein eine Stunde Arbeit investiert habe, dann muss die ganze Stunde noch mal neu investieren.
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